Tantra ist natürlich Sex?
Tantra hat mit Sex zu tun. Ganz zweifelsohne. Und auch die Begrifflichkeit der Grenzen findet in dieser Betrachtungsweise, in der tantrischen Weltanschauung, eine zwar ganz andere, aber besondere Bedeutung. Das jedoch hat nichts zu tun mit dem, was sich für einen Mitteleuropäer, einem westlich genormten Menschen, mit den Worten „Sex ohne Grenzen“ ausdrückt. Denn das meint, ganz klar, seine Trieb ausleben – auf Kosten anderer.
Keine geheime Religion?
Das ist es nicht, was Tantra ist. Und eine zweite Sache gibt es, die Tantra mit Gewissheit nicht ist. Eine Geheimreligion nämlich, die nur Eingeweihten zugänglich ist, verklausuliert, mystisch, mysteriös, kryptisch. Das genaue Gegenteil trifft zu. Wir finden in jeder grundlegenden Begrifflichkeit des menschlichen Lebens – sei es der Körper, der Tod, die Zeit, das Vergeben – es gibt viele – einen Weg zum Licht. Der Körper ist ein ganz fundamentales Werkzeug, das uns gegeben ist. Und natürlich tut sich über den Körper auch ein Pfad zur Wahrheit auf.
Erklärungsstruktur der Schöpfung?
Eben diesen Pfad versucht Tantra zu verdeutlichen. Tantra – das ist eine Erklärungsstruktur der Schöpfung, die sich ganz natürlich aus uns selbst heraus ergibt. Das Tantra wächst mit uns – und der Erkenntnis über die Quelle. Der Weg des Tantra zeichnet, malt, mit uns zusammen, ein neues Selbstverständnis. Dieses Bild erschöpft sich nicht in der Darstellung und Darlegung der sieben Chakren und der dazugehörigen Nadis, in körperlichen Übungen zur Auflösung von Blockaden im Energiefluss.
Subtil und absolut?
Mit dem zunehmenden Erkennen des Suchenden öffnen sich, vollkommen subtil und absolut individuell, Türen, Tore – hin zu neuen Ideen, Überlegungen, Schlussfolgerungen, Sichtweisen – auf dem unentrinnbaren Weg zur Wahrheit. Was Tantra tut, ist auflösen. Es löst Ängste auf, Schuld und Depression ob der Sinnlosigkeit dieser Welt. Es transzendiert Denksysteme. Und dies alles in einer ungeheuer praktischen, realitätsverinnerlichenden, Jetzt-bezogenen, Art und Weise. Durch und über, mit unserem Körper – und unserem Geist.
Kamasutra?
Was die meisten Menschen hindert, sich dem Weg des Tantra zu öffnen, auch nur hineinzuriechen, ist die Aura, die das Wort „Tantra“ umschwebt. Wie war das? Kamasutra? Verschlungene Körper, Räucherstäbchen und so Buddhakram? Gruppensex? Dieses Bild des Tantraismus ist grundlegend verkehrt, doch omnipräsent. Die Wirklichkeit: Im Tantra ist der Körper ein Instrument zur Wahrheitsfindung. Er ist ein Werkzeug, Liebes- und Lebensenergien fließen zu lassen.
Die Wahrheit der wahren Liebe
Tantra hilft der Wahrheit der Liebe der Schöpfung, sich auszudehnen. Wenn Sie sich dem Tantra widmen, erschaffen (!) Sie einen kleinen Raum des Nondualimsus. Ein Rückzugsort, an dem die Ängste, die Sorgen, die Hierarchien, die Moralismen der Gesellschaft, wenigsten für eine Zeit lang, außer Kraft gesetzt sind. Und hier schieden sich nun die Geister. Denn was für die einen weiterhin ganz unersetzlich – Regeln und Hierarchien – wird für die anderen zunehmend obsolet.
Auflösung des Schwarz-Weiß Denkens
Die Frage, die sich dem modernen Tantra stellt ist – wie kann eine Idee zur Auflösung aller Schwarz-Weißen Strukturen, der Gedanke der Alleinheit, konform gehen, mit überkommenen, im heutigen Zusammenhang mehr oder minder sinnlosen Ritual-Schemata? – Obwohl Tantra für sich zeitlos – diese mit Altersflecken überhäuft? Das moderne Tantra ist JETZT. Und es benötigt keine Unverständlichkeiten, denn es ist vollkommen simpel.
Sie sind das Tantra
So ist der Weg des Tantra keineswegs einer durch den Wildwuchs von kaum auszusprechenden Namen hunderter, meist schmerzhafter Übungen, vorgeblich verklausulierten Anordnungen und Hinweisen irgendwelchen Meistern vergangener Jahrhunderte folgend, Räucherduft und ermüdender Mantras. Nein. Das Tantra ist bei Ihnen. Sie sind das Tantra. Jetzt. Und um das zu erklären, bedarf es keines Sanskrit-Wörtbuches.
Der moderne Tantra Pfad
Der moderne Pfad des Tantra ist ganz zweifellos ohne unnötigen Ballast, ohne Einschränkungen die durch Ebenen und Ausschließlichkeiten auftreten, zu wandern. Tantra ist eine Abkürzung zur letzten Erkenntnis. Durch den Körper erfahren wir, dass wir keine Körper sind. Die Symbolik, die Struktur, das Gerüst des Tantra, in den Veden schriftlich niedergelegt, ist uns Wegweiser – nicht mehr. Denn die Erkenntnis des Tantra erschließt sich nicht in der Sexualität, sondern vielmehr in deren Transformation, deren Transzendierung. Und die passiert nur mit und in DEINEM heiligen Geist.
Fazit
Tantra ist einer von tausenden Wegen, die alle dasselbe Ziel haben. Doch die Quintessenz, die man versteht, gibt man sich dem tantrischen Gedanken hin – ohne sich an Konformitäten und Hierarchiedenken festzuhalten – wird genau das erreicht, was das eben auch das Tantra möchte – die Erkenntnis der wahren Liebe als Alleinheit, die alle unsere Energien schon von Anbeginn allen Seins zusammengeführt hat.